Geld ohne Bank

Online-Finanzierer wollen keine Sicherheiten – dafür muss die Gründeridee zünden.

Was tun, wenn die Bestellung der nächsten Waren-Lieferung nicht aus dem Cashflow bezahlt werden kann oder eine Büroerweiterung ansteht, und die Hausbank das Geld nicht zeitnah vorstreckt? Startup Valley News hat sich bei Online- Finanzierern (FinTechs) umgeschaut und Alternativen zur (Haus-)Bank gefunden:

Online-Finetrading

Einkaufsvolumen zwischen 500 und 20.000 Euro können Gründer über online Finetrading vorfinanzieren. Ähnlich einem Kontokorrentkredit stellt der Finetrader eine Linie bereit. Basis ist jedoch kein Kredit, sondern ein Handelsgeschäft. Das Startup verhandelt nach Abschluss eines Finetrading- Vertrags wie üblich Preis- und Liefermodalitäten mit seinen Lieferanten. Dann springt der Finetrader bei Vertragsabschluss als Zwischenhändler ein. Er erwirbt die Ware für einen Zeitraum von bis zu 150 Tagen. Nach Auftragsfreigabe und Bestellung durch den Finetrader wird die Ware sofort geliefert – an die vom Gründer angegebene Anschrift. Der Finetrader begleicht die Rechnung unverzüglich. Der Gründer kann dennoch das vom Finetrader gewährte Zahlungsziel in Anspruch nehmen. Auf diese Weise schont er seine Liquidität. Zudem gilt er als Barzahler und kann Rabatte verhandeln. Anbieter ist etwa www.interfin.de, die online Plattform der Deutschen Finetrading AG. Vorstand Dirk Oliver Haller erklärt das Procedere: „Bonitätsprüfung und Einreichen der Lieferanten-Rechnungen erfolgen online. Die Startups müssen lediglich Handelsregister- sowie die Steuernummer hinterlegen.“ Ob der Deal zustande kommt, entscheide InterFin innerhalb von 48 Stunden. Die besten Konditionen erzielen Gründer, wenn sie binnen 120 Tagen bezahlen.

Crowdlending

Unternehmen, die private Geldgeber gewinnen wollen, etwa für den Ausbau eines Onlineshops, finden bei Kreditplattformen wie www.kapilendo. com passende Partner. Diese Finanzdienstleister vermitteln Kredite, etwa von 30.000 bis 2,5 Millionen Euro – online und ohne Bank. Dabei setzen die Berliner Startups auf Firmendarstellungen. Ein Video wird dazu gedreht und auf einem virtuellen Kreditmarktplatz präsentiert. Firma und Verwendungszweck des gewünschten Kredits erzielen so via Streuung über soziale Medien Aufmerksamkeit bei Geldgebern. Überzeugt das Vorhaben genügend Investoren und ist es vollständig vorfinanziert, sei das Geld binnen Tagen auf dem Konto. Tilgung und Zins laufen dann wie beim Bankkredit: konstante Raten bis Laufzeitende. Zinssätze starten bei rund 2,5 Prozent. Kapitalnehmer bei kapilendo sind Firmen mit mindestens zwei Jahren Bilanz. Im Schnitt bezahlen die Unternehmen rund fünf Prozent Zinsen, bei einer Laufzeit von 35 Monaten. Das durchschnittliche Kreditvolumen beträgt eine Viertelmillion Euro. Bislang wurden 30 Projekte finanziert. Bekannt geworden ist die Kreditplattform übrigens durch ein Fan-Projekt des Fußballvereins Hertha BSC.

Kurzkredit per Auktion

Wem eine Crowdfinanzierung zu öffentlich ist, der kann über Plattformen wie www.creditshelf.com unbesicherte Kredite ab 100.000 bis 2,5 Millionen Euro anfragen. Hier werden Vorhaben einem geschlossenen Kreis vorgestellt, der aus mehr als 100 Investoren besteht. Innerhalb von 24 Stunden gibt’s Rückmeldung zum Vorhaben, verspricht das Frankfurter FinTech. Nach Prüfung durch Analysten bieten die Investoren in einer geschlossenen Auktion um die Finanzierung des Projekts. Die zinsgünstigsten Gebote bekommen den Zuschlag. Mitmachen können Gründer ab einem Jahresumsatz von 2,5 Millionen Euro. Die Laufzeit eines Kredits liegt zwischen einem und zwölf Monaten. Üblicherweise verlangen Plattformen für Kurzkredite neben den Zinsen für die Investoren eine Gebühr von ein bis zwei Prozent.

Kredit-Vergleich

Startups, die sich über Finanzierungsalternativen informieren wollen, finden in www.fintura.de einen Kredit-Checker. Wer auf der Homepage seine Daten wie Finanzierungsvolumen, Laufzeit, … eintippt, hat binnen 15 Minuten einen Vergleich. Zusagen liegen innerhalb von 72 Stunden vor, wirbt das Portal aus Frankfurt. Los geht’s ab 10.000 Euro Kreditvolumen mit 0,99 Prozent-Finanzierungs-Kosten. Die Obergrenze liegt bei zehn Millionen Euro. Finanziert wird fast alles: Betriebsmittel, Maschinen, Fuhrpark, Gewerbeimmobilien, sogar Umschuldungen seien möglich. Geld verdient Fintura über die Vermittlungsprovisionen seiner rund 40 Partner. Somit arbeitet das FinTech ähnlich einem Makler. Unterschied: Investoren sind auch FinTechs wie kapilendo und Banken sowie Sparkassen.

Online-Factoring

Online-Factoring ist eine weitere Möglichkeit über das Netz an Geld zu kommen. Hier können junge Firmen Rechnungen einreichen, um Finanzlücken zu schließen. Nach kurzer Prüfung sei das Geld innerhalb von 24 Stunden überwiesen, werben mehrere Portale. Etwa die Factoring-Plattformen www.decimo.de und www.fundflow.de. Für Rechnungen bis 10.000 Euro reicht beim letztgenannten Portal eine Identifikation per Video-Telefonat und ein Gewerbeschein, Handelsregisterauszüge besorgt sich der Factoring-Firma anderweitig. Bei höheren Beträgen will fundflow eine Kopie der Jahresabschlüsse und eine aktuelle BWA vom Steuerberater, so Chef Joachim Kaune. Bei Decimo liegt der durchschnittliche Rechnungsbetrag derzeit bei rund 1000 Euro. Factoring- Plattformen erheben Gebühren von rund drei Prozent. Online abgewickelt, können Rechnungen eingereicht werden, die bis in 60 Tagen beglichen sein sollen. Längere Zahlungsziele müssen separat ausgehandelt werden, so die Seitenbetreiber.

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Quelle: Startup Valley